AMS

„Chancen ergreifen, statt den Wandel zu ignorieren“

Viereinhalb Monate lang ist LFM-Trainee Maike Selting, 23 Jahre alt aus dem Münsterland, Teil des Teams von ams. Von Oktober 2024 bis Februar hat sich die studierte BWLerin in die Digitalabteilung eingebracht und sehr intensiv mit dem Thema der Künstlichen Intelligenz beschäftigt.

Initiiert wurde das Traineeprogramm von der Landesanstalt für Medien NRW (LFM). Zum Ende ihrer Zeit bei ams haben wir Maike Selting Anfang Februar 2025 zu ihren Erfahrungen, Learnings, ihrem Team und ihren Zukunftsplänen interviewen dürfen. Viel Freude beim Lesen!

Maike Selting - vier Monate Teil des ams-Teams: "Ich glaube, dass Künstliche Intelligenz es ermöglicht, sich intensiv auf Inhalte konzentrieren zu können"

Maike, du bist seit September Teil des Teams von ams – Radio und MediaSolutions. Wie war dein Start und welche Eindrücke hast du in der Zwischenzeit sammeln können?

Ich hatte hier bei ams einen super Start. Die Digitalabteilung hat mich sehr herzlich aufgenommen und ich hatte von Anfang an das Gefühl, bei ams willkommen zu sein. Alle waren super offen und haben viel nachgefragt. Und in der Zwischenzeit habe ich sehr viele verschiedene Eindrücke gesammelt. Ich hatte auch die Möglichkeit in verschiedene Abteilungen reinzuschnuppern und konnte bei zwei Radiosendern einen Tag verbringen. Das war also eine sehr eindrucksvolle Zeit. Leider bin ich nur noch bis Mitte Februar bei ams, dann geht es für mich weiter zur nächsten Station.

Du hast zuvor dein BWL-Studium in Marburg abgeschlossen. Was hat dich in die Medienbranche gezogen? War das schon immer dein Ziel?

Richtig, ich habe BWL studiert, aber vorher auch einen Bachelor in Medienwissenschaften gemacht. Ich würde sagen, es hat mich tatsächlich mich schon immer in die Medienrichtung gezogen. Als ich noch jünger war, habe ich gedacht, dass es eine Branche ist, in der man sich super kreativ ausleben kann, und ich wollte einfach Teil von dem sein, was ich täglich verfolge. Mittlerweile denke ich außerdem, dass Medien auch ein ganz wichtiger Teil davon sind, wie wir unsere Lebensrealität sehen und unser gesellschaftliches Zusammensein gestalten. Da möchte ich gerne mitmischen, weil ich das sehr wichtig finde. Außerdem gibt es da ja auch viele Möglichkeiten, sich einzubringen! 

Das NRW Media Traineeship gilt als Sprungbrett in die Medienbranche. Wie hast du davon erfahren und was hat dich überzeugt, daran teilzunehmen?

Wie es sich für eine richtige GenZlerin gehört, bin ich über Instagram auf das Traineeship aufmerksam geworden. Als ich mir dann die Beschreibung durchgelesen habe, hat es mich sofort überzeugt. Ich wusste schon, dass ich gerne ein Traineeship machen möchte und das NRW Media Traineeship hat genau das geboten, was ich mir erhofft hatte: dieser Mix aus verschiedenen Medien, Unternehmenseinblicken, Praxiserfahrungen, Kontakt zu anderen jungen Menschen in der Branche und theoretischem Input. Ich freue mich immer noch sehr, dass ich die Möglichkeit bekommen habe.

LFM-Trainee Maike Selting unterstützte in der Digitalabteilung und u.a. bei der Einführung des KI-Tools bei ams.
Arbeit am Laptop

Welche Aufgaben übernimmst du aktuell bei ams und was hast du in den vergangenen Monaten alles gemacht? Gibt es ein Projekt, das dir besonders Spaß macht oder bei dem du viel lernen konntest?

Bei ams bin ich vor allem neben der Unterstützung im Tagesgeschäft in zwei Projekten tätig. Das eine ist das Website-Update. Ich unterstütze meine Kollegin Alisa Rose, die das Projekt leitet, auf vielfältige Art und Weise und bereite schon mal Sachen für das Update vor.  Hier habe ich mich unter anderem intensiv mit dem Thema Barrierefreiheit auseinandergesetzt, um zu prüfen, wie das für Websites umgesetzt werden kann. Und das andere ist die KI-Projektgruppe. Da war ich zusammen mit meiner Kollegin Barbara Kawa vor allem bei Einführung des KI-Tools bei ams über die letzten Monate dabei, habe viel getestet und mich generell mit dem Thema beschäftigt. Das war sehr lehrreich, weil ich vor meiner Zeit bei ams nicht so intensiv im Thema drin war.

Wie würdest du die Unternehmenskultur bei ams beschreiben? Gibt es etwas, das dich besonders überrascht oder beeindruckt hat?

Ich habe den Eindruck, dass sich viele bei ams dem Unternehmen sehr verbunden fühlen. Gerade in der Digitalabteilung, in der ich war, sieht man richtig, wie eng die Leute miteinander sind – viele haben hier schon ihre Ausbildung gemacht und sind seit Jahren im Team. Besonders in unserer Abteilung war die Zusammenarbeit auch immer sehr kommunikativ und locker – ich bin echt immer gerne im Büro, weil man immer eine gute Zeit mit den Kolleginnen hat.  

Wie hast du insbesondere die Arbeit in der Digitalabteilung erlebt?

Die Digitalabteilung ist so eine Art Schnittstellenabteilung, da läuft viel Kommunikation mit den Sendern und anderen Abteilungen. Das fand ich immer spannend. Die Abteilung selbst ist total aufgeschlossen und entspannt, was ich richtig super fand. Egal, was für Fragen oder Themen ich hatte, da war immer jemand mit einem offenen Ohr. Ich habe mich schnell wohlgefühlt, was vor allem an den Kolleginnen und Kollegen liegt.

Nicht nur die sozialen Medien verändern sich ständig, auch die gesamte Medienlandschaft ist im ununterbrochenen Wandel.
Blick auf ein Smartphone mit verschiedenen Apps

KI verändert die Medienbranche rasant – sei es in der Content-Erstellung, im Journalismus oder im Marketing. Wie stehst du zu diesem Wandel? Welche Fragen zum Thema der Künstlichen Intelligenz treiben dich am meisten um?

Ich glaube, wir kommen ja gar nicht drum herum, uns mit KI auseinanderzusetzen, und ich sehe da wirklich viele Vorteile, die man nutzen kann und auch sollte. Natürlich gibt es Risiken, wenn wir zum Beispiel auch über Deepfakes oder Voreingenommenheit von KIs reden, aber umso wichtiger ist es, sich damit zu befassen und die Chancen zu ergreifen, statt den Wandel zu ignorieren. Und je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr Fragen tauchen auch auf. Viele beschäftigen sich ja gerade mit ethischen und rechtlichen Fragen rund um KI, und ich finde diesen Aspekt total spannend - neben dem Erkunden von neuen Einsatzfeldern.

Arbeitest du bei ams bereits mit KI-gestützten Tools? Falls ja, wie beeinflussen sie deinen Arbeitsalltag? Falls nein, wo siehst du das größte Potenzial für KI in den Medien?

Ja, bei ams arbeiten wir schon mit einer eigenen KI, die in den letzten Monaten eingeführt wurde und ähnlich wie ChatGPT funktioniert. Sie hat meinen Arbeitsalltag stark beeinflusst, da ich sie häufig zur Inspiration und Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben nutze. Ich bin ja auch in der KI-Projektgruppe und habe dadurch vergleichsweise viel Zeit mit dieser KI verbracht. Ich bekomme auch mit, dass andere Abteilungen die KI auch nutzen. Und mit der Zeit entdecken wir immer mehr Einsatzmöglichkeiten und Anwendungsfelder, in denen sie sinnvoll genutzt werden kann.

Was glaubst du, wie wird immer mehr KI die Medienbranche verändern? Welche Chancen und Risiken siehst du?

Ich glaube, dass der Einsatz von KI in der Medienbranche sowohl Chancen als auch Risiken mit sich bringt. Ein wesentlicher Risikofaktor ist zum Beispiel die potenzielle Voreingenommenheit dieser Systeme. Aber gleichzeitig gibt es ja auch sehr viele Chancen. Ich glaube, dass Künstliche Intelligenz es ermöglicht, sich intensiv auf Inhalte konzentrieren zu können, indem sie repetitive Aufgaben übernimmt. Dadurch hat man mehr Zeit, sich auf das Wesentliche zu fokussieren.

Weg von alten Klischees - Maike Seltings Bachelorarbeit beschäftigte sich mit Gender-Stereotypen.
Abbildung eines Fußgänger-Straßenschildes

Deine Bachelorarbeit hast du zum Thema Female Entrepreneurship geschrieben. Was waren deine wichtigsten Erkenntnisse? Gibt es ein Learning, das du auch auf deine eigene berufliche Laufbahn überträgst?

Ich habe in meiner Bachelorarbeit bestehende Forschung zum Thema Gender Stereotype und Female Entrepreneurship systematisch verglichen und einen Überblick über die Erkenntnisse zum Thema gegeben. Ich glaube, am erschreckendsten fand ich, dass viele Studien immer noch zeigen, wie sehr solche Stereotype den Erfolg von Gründerinnen prägen. Zum Beispiel gibt es auch heute noch viele Unterschiede, sei es beim Selbstbewusstsein, überhaupt etwas gründen zu können, oder aber auch bei der Finanzierung, die auf alte Vorurteile zurückzuführen sind. Ich glaube, das hat mir einfach klargemacht, dass es immer noch riesige Unterschiede gibt und dass Medien auch eine wichtige Rolle bei der Darstellung spielen. Je öfter wir alle zum Beispiel Frauen in Führungsrollen sehen, desto mehr rüttelt das an den alten Klischees, die wir alle im Kopf haben. Das hat meinen Blick noch mehr geschärft. Wenn ich also in den Medien arbeite, habe ich auch die Verantwortung dafür, welches Bild von Gesellschaft reproduziert wird.

Wo siehst du dich selbst in fünf Jahren – eher in der Unternehmenswelt, im Journalismus oder vielleicht sogar als Gründerin?

Das Tolle ist, dass ich in meinem Traineeship noch zwei Praxisstationen vor mir habe und mich deswegen noch gar nicht festlegen muss. Bisher hat mir die Arbeit in der Digitalabteilung wirklich gut gefallen, und das könnte ich mir auf jeden Fall auch nach meinem Traineeship vorstellen. Als Gründerin sehe ich mich eher weniger - aber wer weiß, vielleicht habe ich ja mal eine coole Idee, die ich unbedingt umsetzen muss.

Maike, vielen herzlichen Dank für das Interview und dir alles Gute.

Bielefeld, 14.02.2025