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Ein Neuanfang nach 17 Jahren: Alexandra Gedler baut ein Hospiz mit auf

„Meine mit Abstand bisher tränenreichste Kündigung“, beschreibt Alexandra Gedler, Leitung Film bei ams Videograph, ihre Entscheidung, die bisherige Arbeit hinter sich zu lassen und noch einmal etwas ganz Neues anzufangen.

Die 52-Jährige engagiert sich – bisher ehrenamtlich - im Bielefelder Verein „Traumfänger“, der ein Hospiz aufbauen möchte. Dort wird sich Alexandra Gedler ab Mitte Juli 2021 mit ihren fachlichen und menschlichen Qualitäten auch beruflich voll einbringen. Seit 2004 war sie bei ams beschäftigt, hat zuletzt sehr erfolgreich das Team vom ams Videograph in der Mühlenstraße angeführt. Kolleginnen und Kollegen schätzen vor allem ihre freundliche und positive, ihre lebhafte und verbindliche Art. Uwe Wollgramm, Geschäftsführer von ams: „Natürlich lassen wir Alexandra nur sehr ungern gehen. Aber menschlich verstehe ich ihre Entscheidung absolut und finde es ein bewundernswertes Engagement.“

Innerhalb sehr kurzer Zeit starben drei enge Verwandte

Auf zu neuen Ufern: Alexandra Gedler baut künftig ein Hospiz auf.

Mit dem Tod beschäftigt sich Alexandra Gedler schon länger intensiv und verlor innerhalb kürzester Zeit drei enge Familienmitglieder: 2013 starb ihre Schwester, 2015 ihr Vater und 2016 ihre Mutter. Sie erinnert sich: „Meinen Vater habe ich bis in den Tod begleitet, das war eine tiefgreifende Erfahrung. Für ihn haben wir damals noch einen Hospizplatz gesucht, aber leider keinen gefunden.“ Plätze in Hospizen sind in OWL rar, das habe auch eine Bedarfsanalyse ergeben, die der Verein Traumfänger erstellt hat, erzählt Alexandra Gedler. In Bielefeld gibt es zur Zeit 10 Hospizplätze, in OWL sind es 42. Aktuell läuft eine Bauvoranfrage des Vereins in Oerlinghausen, dort ist der Bau des Hospizes geplant. Alexandra Gedlers Hauptaufgabe wird sein, das Hospiz bekannt zu machen und Spendengelder zu generieren: „…denn wir finanzieren uns rein aus Spenden.“ Sobald das Haus steht, wird sie die Funktion der Koordinatorin übernehmen, hat hierfür bereits Seminare und Weiterbildungen belegt, um die fachliche und kaufmännische Expertise vorweisen zu können.

"Das gibt mir so viel!"

„Der Tod ist in unserer Gesellschaft ein Tabu-Thema, dabei gehört er zum Leben dazu. Ich habe persönlich erfahren, wie nah der Tod uns kommen kann und welchen Wert er auch dem Leben gibt. Die Sterbebegleitung ist nicht nur, wie häufig angenommen, eine schwere Aufgabe, sondern auch eine absolut bereichernde“, fasst Alexandra Gedler ihre Überzeugung und Emotionen zusammen. „Du kriegst so viel zurück von den Sterbenden, Kleinigkeiten wie ein Lächeln oder ein Händedruck, die unbezahlbar sind. Was so klein klingt, gibt mir ganz viel! Das Wichtigste, was du für diese Menschen machen kannst, ist deine Zeit mit ihnen zu verbringen.“

In zwei bis drei Jahren könnte das Hospiz eröffnen. Das Konzept soll in OWL einzigartig sein und orientiert sich an einem Hospiz in Berlin. Menschen, bei denen sich der baldige Tod abzeichnet, werden hierbei so lange wie möglich im häuslichen Umfeld versorgt, sichergestellt wird das durch eine entsprechende palliativmedizinische Versorgung. In der zweiten Phase kommt das Tageshospiz zum Tragen, um die Angehörigen zu entlasten: Sterbende werden hierfür tagsüber in die Einrichtung geholt, schlafen weiterhin zuhause.  Erst in der dritten Phase werden sie stationär aufgenommen und im Hospiz rund um die Uhr betreut. Die Menschlichkeit spiegelt sich auch in der Sprache wider: „Wir sprechen deswegen auch nicht von ‚Patienten‘, sondern von ‚Gästen‘“, erläutert Alexandra Gedler. Durch Kooperationen mit Partnern wolle das Hospiz in Zukunft auch letzte Wünsche erfüllen.

Daniela Köller übernimmt die Leitung von ams Videograph

Auf Alexandra Gedler folgt Daniela Köller, die aus der Elternzeit zurückkehrt.

Der 9. Juli 2021 wird für Alexandra Gedler ein schwieriger und aufregender Tag: der letzte Arbeitstag bei ams Videograph. „Die Kündigung ist mir extrem schwergefallen. Ich habe eine tolle Aufgabe, super Kolleginnen und Kollegen, bin schon so lange im Unternehmen und habe mich immer sehr damit identifiziert! Das gibt man nicht so schnell auf. Aber irgendwann stand eine Entscheidung an und ich habe mir gedacht: Nichts aufschieben, wenn nicht jetzt, wann dann…?“

Die Leitung von ams Videograph übernimmt Daniela Köller, ehemals ams Event, die aus der Elternzeit zurückkehrt. Alexandra Gedler: „Für mich die ideale Besetzung, weil Daniela einen ganz ähnlichen Führungsstil wie ich hat, das Team gut kennt und viel Projekterfahrung mitbringt.“

Uwe Wollgramm: „Auf dem weiteren Weg wünschen wir Alexandra persönlich und für ihre Arbeit alles Gute und werden natürlich in Kontakt bleiben. Mit Daniela Köller haben wir eine sehr gute Nachbesetzung der Stelle innerhalb der Unternehmensgruppe gefunden. Ich bin überzeugt davon, dass sie die Geschicke von ams Videograph erfolgreich leiten und für unsere Kunden eine sehr gute Ansprechpartnerin sein wird.“

ams, 21.06.2021