30 Jahre OWL-Lokalradios
„Damals gab es große Begeisterung für das Lokalradio, Pioniergeist und jede Menge Neugierde auf das, was kommt, durchaus aber auch Skepsis.“ Welche Entwicklung die sechs Lokalradios Radio Bielefeld, Radio Gütersloh, Radio Herford, Radio Hochstift, Radio Lippe und Radio Westfalica seitdem vollzogen haben, ist beispiellos.
Die Redaktionsteams sind schnell größer und professioneller geworden, die Zahl der Hörer ist stark gewachsen. Und auch technisch hat das Radio immer wieder Veränderungen durchgemacht. So findet der Kontakt zum Hörer heute längst multimedial auf vielfältigen Wegen wie online, in Social Media und per App statt anstelle nur über den reinen, klassischen UKW-Radioempfang. Aber die Grundpfeiler sind geblieben. Uwe Wollgramm: „Von Anfang an wollten unsere Redaktionen mit Leidenschaft Radio vor Ort für die Menschen vor Ort machen, auf Augenhöhe berichten und unterhalten. Diese jeden Tag gelebten Werte sind geblieben und prägen unsere Arbeit - damals wie heute.“ Über manche klangliche Anmutung schmunzelt er jedoch 2021: „Rückblickend gehört, klingt manches heute für unsere Ohren natürlich überholt, aber so war es eben damals…“
Die Rahmenbedingungen, damals wie heute
1991 musste sich das Zwei-Säulen-Modell, das auch heute noch für den Lokalfunk in NRW gilt, erst einmal "einruckeln". Die Basis: Gesellschaftliche Gruppen verantworten das Programm und sind Arbeitgeber für die Redakteure. Sie bilden als eine Säule die "Veranstaltergemeinschaft" (VG) des jeweiligen Lokalradios. Finanziert werden die Radiosender jeweils durch eine "Betriebsgesellschaft" (BG). Diese nimmt beispielsweise die Erträge aus der Werbung ein und stellt die Technik zur Verfügung. An den Betriebsgesellschaften sind zu 75 Prozent Verlage, zu 25 Prozent die Kommunen des Sendegebietes beteiligt.
Nachdem die Landesanstalt für Medien NRW vor gut drei Jahrzehnten die Sendelizenzen erteilt hatte, gingen also nach und nach am 1. April 1991 Radio Lippe und Radio Herford an den Start, am 1. Juni 1991 Radio Bielefeld, am 22. Juni 1991 Radio Westfalica, am 14. September 1991 Radio Gütersloh und am 31. Oktober 1991 Radio Hochstift. Der siebte Sender im OWLplus-Bunde, Radio WAF, folgte im September 1992.
Eine hochspannende Zeit für die gesamte ostwestfälische Medienlandschaft, denn auch die (beteiligten oder auch nicht beteiligten) Verlagshäuser beobachteten den Start der Lokalradios natürlich mit großem Interesse.
Stetig hohe Hörerzahlen, gute Umfragewerte, große Bekanntheit
Die technischen und betriebswirtschaftlichen Aufgaben der Lokalradios in Ostwestfalen-Lippe und dem Kreis Warendorf sind von Beginn an bei ams – Radio und MediaSolutions als Full-Service-Dienstleister gebündelt. Uwe Wollgramm, auch Geschäftsführer von ams: „Das hat sich direkt bewährt. So können sich die Redakteurinnen und Redakteure auf die tägliche Berichterstattung und den Kontakt zu den Hörern konzentrieren und die zentrale Servicegesellschaft sorgt für die passenden Rahmenbedingungen drumherum.“ Auf die stetig hohen Hörerzahlen, die guten Umfragewerte mit hoher Glaubwürdigkeit und die große Bekanntheit in ihren Sendegebieten seien die Lokalradios zu recht stolz.
Lokalradio als "kompetenter Partner für die Menschen"
Radio Gütersloh mit dem Sendestart im September 1991 war damals aufgrund früherer Teilung der Landkreise und der damit verbundenen aufgeteilten Zeitungslandschaft das seinerzeit erste Medienangebot für den gesamten Kreis Gütersloh. Klaus Brandner ist wie auch beim Sendestart 1991 heute Vorsitzender der Veranstaltergemeinschaft des Lokalsenders: „Aus heutiger Sicht freue ich mich rückblickend sehr, dass es gelungen ist, durch die Konstellation im Zwei-Säulen-Modell mit der Veranstaltergemeinschaft und der Betriebsgesellschaft der Redaktion noch mehr Stärke und Unabhängigkeit zu geben. Die Medienfreiheit steht hierbei von Anfang an im Vordergrund. Auf dieser Basis ist die Redaktion von Radio Gütersloh tagesaktuell als kompetenter und nahbarer Partner für die Menschen im Kreis Gütersloh da.“
Für die Zukunft optimistisch gestimmt
Die ausgestrahlten Radiospots wurden von Anfang an in den ams-Tonstudios zentral für alle Sender produziert. Gaby Grubert, ams-Mitarbeiterin der ersten Stunde und Produktionsleiterin der Audioabteilung, erinnert sich: „Damit wollte man eine gute Qualität der Spots garantieren, weil sie als programmbildendes Element vom Hörer wahrgenommen werden. Wo damals einzelne Werbespots den Produktionsalltag bestimmten, produzieren die Soundspezialisten heute umfangreiche Radio-Kampagnen, maßgeschneidertes Soundbranding, professionelle Unternehmens-Podcasts, hochwertige Hörspiele und klangvolle Filmsynchronisationen.“
Martin Lausen, seit 1991 bei Radio Hochstift und heute Chefredakteur: "Wenn ich bedenke, dass ich 1991 mit Schreibmaschine, Tonbändern, Cassetten, Schallplatten und CDs bei Radio Hochstift begonnen habe, dann bin ich heute, technisch gesehen, in einer komplett anderen Berufswelt. Erfreulicherweise ist das gesprochene Wort trotz aller visuellen Begleitkanäle das wichtigste Element für das Radio geblieben. Das stimmt mich auch für die Zukunft optimistisch."
Danke für die langjährige Treue
Uwe Wollgramm, mit leichter Wehmut: „Natürlich würden wir nur allzu gern wie schon unsere anderen runden Geburtstage auch die 30. Geburtstage der Sender gemeinsam mit unseren Hörern mit einer richtig großen Party feiern. Wir hoffen, das ganz bald schon nachholen zu können. Für die langjährige Treue unserer Hörer und unserer Werbekunden seit mittlerweile drei Jahrzehnten sagen wir ganz herzlich DANKE! Nur durch sie konnte Lokalradio in unserer Region zu solch einem Erfolgskonzept werden.“
ams, 16.04.2021